Toiletten im Womo

Der Klassiker in europäischen Reisemobilen sind Cassetten-WCs. Sie sind günstig, einfach in der Handhabung und flexibel im Einbau. Durch die tragbare Cassette kann auch dort entsorgt werden, wo man mit dem Fahrzeug nicht ohne weiteres hinkommt, wie z.B. der heimischen Toilette. Natürlich ist durch die Grösse der Cassette die Kapazität begrenzt. Man kann eine zweite Cassette mitnehmen, diese muss aber auch gefüllt einen akzeptablen Platz finden. Zusatz- und Ersatzteile bekommt man bei den verbreiteten Systemen problemlos. Eine Aussenentlüftung ist sehr zu empfehlen, allerdings nicht für alle Modelle erhältlich (für C200 ja, für 220 leider nicht). Neben dem Umbau am Cassettenschacht wird auch an der Cassette selbst das Entlüftungsventil getauscht. Es gibt auch Nachrüstlösungen mit Ventilator, bei denen aber die Cassette entsprechend umgebaut werden muss. Eine nette Neuerung am Markt sind Entsorgungsstationen, bei denen die Cassette nur noch eingeschoben wird, und die dann Entleerung, Reinigung und Neubefüllung mit Chemie automatisch vornehmen.

Der klassische Chemiezusatz des klassischen Herstellers ist inzwischen als Konzentrat erhältlich. Das hat den Vorteil, dass die Flasche mit in den Schacht passt, sodass man sie gleich zur Hand hat, und den Nachteil, dass sie einem beim Öffnen der Klappe entgegenfällt. Verhindern lässt sich das mit einem Ablagebrett, welches man nach einer Pappschablone oder den Massen oben aus Alublech oder Kunststoff mit Heissluftfön hinbiegen kann. Befestigung erfolgt an vorhandenen Schrauben.

Mehr Platz ist in einem Festtank, wie er etwa in den USA sehr verbreitet ist. Dafür benötigt man aber auch die Infrastruktur, die man anfahren kann. Aufgrund der Platz- und Gewichtsverhältnisse findet man so etwas eher in grösseren Reisemobilen.

Nachteil aller Cassetten- und Tanksysteme sind die Gerüche. Diese entstehen durch sogenannten anaeroben Abbau, der immer dann stattfindet, wenn keine Luft an gammeliges Material kommen kann - weil z.B. ein Mensch drumherum ist, oder Wasser. Vermindern kann man die Geruchsbildung mit den üblichen Chemikalien. Diese sind zumindest in Mitteleuropa leicht biologisch abbaubar und machen keine Probleme in der Kläranlage. Wem die Chemie zuwider ist, kann Ammovit verwenden. Dies ist ein biologischer Kläranlagen-Zusatz auf Eisensulfatbasis, der die schlimmsten Gerüche durch Sulfidfällung sowie leicht saures Milieu eliminiert und keinen Eigengeruch hat. Unabhängig von der Behandlung gehört Schwarzwasser ordnungsgemäss entsorgt, da das Hauptproblem ein biologisches ist und kein chemisches.

Der Exot unter den Womo-Toiletten ist die Trenntoilette, die auch die umweltfreundlichste Option ist. Das Prinzip kommt aus Regionen mit fehlender Kanalisation: durch Trennen von flüssig und fest erhält man viel leicht entsorgbare Flüssigkeit und wenig gut kompostierbaren Feststoff. Die Luftzufuhr vermeidet die Faulprozesse, die in Flüssigtanks für schlechte Gerüche sorgen. Vorteile von Trenntoiletten sind die langen Entsorgungsintervalle, die problemlose Entsorgung, kein Verbrauch von Wasser und sehr günstige Betriebskosten ohne Chemie. Nachteile sind ggfs. höhere Anschaffungskosten aufgrund geringer Stückzahlen sowie eine etwas gewöhnungsbedürftige Handhabung. "Gespült" wird mit Feststoff, z.B. Sägespänen.

Alternativ zu kommerziellen Trenntoiletten gibt es auch die Möglichkeit, selbst eine zu bauen. Eberhard Baier hat eine sehr schöne Anleitung geschrieben, wie die gängige Cassettentoilette Thetford C200WS auf die Trenntoiletten-Technik umgebaut werden kann: Bauanleitung Trenntoilette (pdf).

Wer den Umbau scheut, ein Womo mietet oder das Prinzip einfach mal ausprobieren will, kann sich mit wenig Aufwand einen Einsatz für die Womo-Toilette bauen. Man optimiert eine Pappe als Einlage in den hinteren Bereich, überträgt die Schablone auf eine Kunststoffplatte und klebt ein Stück Rohr mit Boden ein. Dort kann man dann eine Tüte einsetzen; Festes landet in der Tüte und Flüssiges in der Cassette.

Nur der Vollständigkeit halber will ich noch Verbrennungstoiletten erwähnen. Aufgrund der komplexen Technik, der Notwendigkeit spezieller Inlets und von hohem Strom- oder Gasverbrauch sind sie die teuerste Variante. Da sie auch nicht geruchsfrei arbeiten und das Fahrzeug während und nach der Benutzung nicht bewegt werden darf, ist der Marktanteil entsprechend klein.

Titelbild: Istrien