Zusatz-Staufach

Das ungewöhnliche an diesem Umbau ist, dass mal nicht die Idee im Vordergrund stand, sondern ein Bedürfnis. Um gerade zu stehen, fahre ich gerne auf Keile; ich bin da ein wenig pienzig. Die Keile hatte ich in der Garage, und weil ich nur eine Garagentür habe, befindet die sich am Antipoden der Fahrertür. Wenn man dann auch noch vergessen hat, dass sie abgeschlossen ist und der Schlüssel noch im Zündschloss steckt, hat man am Ende des Prozesses zweimal das Womo umrundet, um vorn links einen Keil hinzulegen.
Die Keile sind definitiv zu gross, um sie irgendwo beim Fahrersitz unterzubringen. Also habe ich die nähere Umgebung in Augenschein genommen und bin fündig geworden: Von unten gesehen hat unser Knaus Sport Traveller zwischen Fahrerhaus und Gaskasten einen Hohlraum, der gross genug ist für ein ordentliches Staufach. Nach vorne reicht er sogar ein Stück in das Fahrerhaus hinein.
Ich habe den Raum ausgemessen und dafür eine passende Kiste aus 10 mm-Siebdruckplatten und Kanthölzern gebaut, die nach drei Seiten offen ist - oben ist der Fahrzeugboden, nach hinten grenzt der Gaskasten an und links kommt die Klappe dran (alles in Fahrtrichtung betrachtet). Die linke Seite mit Klappe fluchtet nicht mit der Aussenwand, sondern sitzt 20-25 mm weiter innen, um Platz für den Schliessmechanismus zu lassen. Je genauer man den Platz für die Kiste vorher ausmisst, desto weniger muss man später umbauen, und man flucht insgesamt nicht so viel. Weil ich sorgfältig und zügig geplant und gearbeitet habe, konnte ich das Projekt in weniger als zwei Jahren fertigstellen.
Die Klappe selbst besteht auch aus 10er Siebdruckplatte, die unten (innen) mit Scharnieren (Schranktür Ikea) an der Kiste befestigt ist. Oben mittig aussen befindet sich ein solides Schnappschloss, wie es für Dachfenster verwendet wird. Das Gegenstück zum Einrasten (Stahlwinkel) ist am Fahrzeugboden. Zum Öffnen habe ich eine Wippe gebaut, da das Schloss durch Zug nach unten aufgeht. Dazu habe ich ein Stück Aluminium (ca. 100x40x2mm) mit einem Stück Motorradschlauch kreuzförmig vernietet, etwas krumm gebogen und mit dem Gummiteil als Wippe mittig unten an der Kiste befestigt, sodass ein Ende des Aluminiums etwas vorsteht. In dieses Ende wurde ein kleines Loch gebohrt, und mit dem Schloss durch japanisches Edelstahlseil (na gut, alter Shimano-Schaltzug) verbunden. Wenn man mittig unter die Seitenschürze greift und den hinteren Teil des Hebels drückt, geht das Schloss auf.
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Um die Kiste am Fahrzeugboden anzubringen, muss zunächst das Stück Seitenschürze zwischen Fahrerhaus und Gaskasten ab. Es ist in Profile eingeklemmt, die oben an die Seitenwand geschraubt sind und unten an eine Alustrebe, die in Zukunft nicht mehr gebraucht wird. An den Fahrzeugboden habe ich U-förmig rechts, links und vorne Vierkantholz (Dachlatten) geklebt und angeschraubt, wobei die Schrauben schräg in verschiedene Richtungen verlaufen. An den so aufgedoppelten Fahrzeugboden wurde dann die Kiste geschraubt, mit längeren, ebenfalls schräg eingedrehten Schrauben, die bis in den Fahrzeugboden reichen. Von Grösse und Belastbarkeit kann das Fach nun auch eine gefüllte Toilettencassette aufnehmen, sollte das mal nötig sein.
Rechts und links auf der Klappe aussen habe ich senkrecht vier Vierkanthölzer montiert, die die oben erwähnte Differenz zwischen Seitenwand und Klappenaussenseite ausgleichen und mindestens so dick sein müssen wie das Schloss. Auf diese wiederum wurde die Seitenschürze montiert, wobei ich auf die originalen Befestigungsprofile zurückgegriffen habe, in die die Schürze eingerastet wird.
Wenn man jetzt mittig unter die Schürze greift und den Hebel drückt, stellt man fest, dass die Klappe nicht weit aufgeht, weil im hinteren Bereich der Gaskasten im Weg ist. Das lässt sich einfach lösen, indem ein Stück aus der Seitenschürze ausgesägt wird - ist auf der Unterseite, sieht man also nicht.
Die Klappe und die Oberkante der Seitenschürze wurden mit selbstklebender Profildichtung gegen eindringendes Regenwasser geschützt. Ausserdem habe ich im hinteren Bereich des Staufachbodens ein Loch gebohrt und dort ein kurzes Stück PVC-Schlauch eingeklebt, um eventuell eingedrungenem Wasser die Weiterreise zu erleichtern. Von aussen habe ich das Staufach mehrmals satt mit Unterbodenschutz aus der Sprühdose behandelt. Das Fach bleibt auch bei starkem Regen absolut trocken, vermutlich vor allem deshalb, weil die eigentliche Klappe nach innen zurückgesetzt ist, und so herablaufendes Regenwasser nie im Fach landet.
Abschliessen lässt sich das Fach nicht. Auffahrkeile sind ja kein bevorzugtes Diebesgut, und das Fach ist von aussen nicht als solches zu erkennen - siehe Titelbild. Ausserdem weiss ausser mir (und euch jetzt) niemand, wie es aufgeht.
Titelbild: Sayner Hütte, Bendorf