Gewicht

Eigentlich ist bei diesem Beitrag der Titel schon falsch, da es strenggenommen um Masse geht. Da jedoch eine bestimmte Masse (in Kilogramm) überall auf der Erdoberfläche dieselbe Gewichtskraft ausübt, wird das landläufig gerne gleichgesetzt. Das ist auch kein Problem - das einzige Womo, dessen Gewicht erheblich von der Masse abweicht, ist die ISS.

Wie jedes Kraftfahrzeug hat auch ein Wohnmobil eine zulässige Gesamtmasse (zGM, früher zGG), zulässige Achslasten und eine tatsächliche Masse. Weil Wohnmobile schon leer recht schwer sind und obendrein der menschlichen Neigung, zuviel dabeizuhaben, mit zahlreichen nützlichen Krimskramsfächern sehr entgegenkommen, sind Wohnmobilfahrer bei dem Thema besonders sensibel, zimperlich oder beliebt. Letzteres bei Behörden, die Einnahmen brauchen.

Die zGM ist eine rein zulassungstechnische Grösse. Die wichtigste Grenze verläuft hier bei 3,5 Tonnen. Vereinfacht gesagt ist ein Wohnmobil bis 3,5 Tonnen eine Sonderform des Pkw. Liegt die zGM darüber, benötigt man in den meisten europäischen Ländern einen anderen Führerschein, fällt in vielen Ländern in eine andere Mautkategorie und es gibt Einschränkungen beim Parken. Weiterhin gelten in Deutschland die Durchfahrt- und Überholverbote für Lkw, und man muss nach 6 Jahren jährlich zum TÜV.  Die zGM lässt sich ändern, was als "Auflasten" oder "Ablasten" bezeichnet wird. Die Auflastung ist abhängig von technischen Parametern und erfordert häufig Änderungen am Fahrwerk. Ablastung geht ohne technische Änderung, geht dann aber direkt auf Kosten der Zuladung. Die zGM kann nicht höher sein als die Summe der Achslasten.

Erkennbar ist das zGG auf der Zulassungsbescheinigung Teil 1 - dem früheren Fahrzeugschein - unter F2.

Erkennbar ist die zGM auf der Zulassungsbescheinigung Teil I - dem früheren Fahrzeugschein - unter F.2 (rechts). F.1 (links) bezeichnet die technisch mögliche zGM, welches häufig mit F.2 übereinstimmt. Hier ist sie höher, weil das Womo ohne technische Änderung abgelastet wurde; ein erneutes Auflasten wäre ohne Umbauten möglich.

Ein Fahrzeug ist überladen, wenn die tatsächliche Masse die zGM übersteigt, oder wenn mindestens eine Achslast überschritten wird. Die Konsequenzen, wenn man erwischt wird, sind von der Rechtslage im Land abhängig. Während man in Deutschland den Eindruck hat, dass der Staat Verkehrsvergehen nicht besonders ernst nimmt und fast noch Trinkgeld geben möchte, kann es in anderen Ländern neben dem Bussgeld passieren, dass die Weiterfahrt untersagt wird, bis die Überschreitung durch Um- oder Ausladen behoben wurde. Unabhängig von der mentalen Entspannungshaltung gegenüber der rechtlichen Situation verbraucht zusätzliches Gewicht mehr Sprit und fördert den Verschleiss am Fahrzeug. Gewicht einzusparen ist daher immer sinnvoll; diese Seite soll eine Übersicht der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten geben.

Alufelgen werden gerne gekauft, wohl hauptsächlich aus optischen Gründen. Man sollte vorher einen Blick auf die Daten werfen: wenige Felgen sind (kaum) leichter als Stahlfelgen, viele sind sogar schwerer. Zum Gewicht sparen daher leider ungeeignet.

Wer seine Anhängerkupplung nicht braucht, kann da einfach etwas Gewicht sparen, indem er sie abbaut. Zu sinnvoller alternativer Nutzung siehe ganz unten.

Die Auspuffanlage kann gegen eine Edelstahlanlage getauscht werden, was dann eine Gewichtsersparnis bringt, wenn diese leichter ist. Aufgrund dünneren Materials ist das wahrscheinlich, aber gewogen hab ich das noch nicht. Lohnt wohl eher, wenn die alte sowieso hinüber ist. Mehr als ein paar Kilo würde ich nicht erwarten. Vorsicht: der Serienauspuff der Basis ist bei Wohnmobilen häufig geändert, etwa durch ein speziell gebogenes Endrohr.

Die Ausstattung des Basisfahrzeugs sollte man auch unter dem Gewichtsaspekt  betrachten, wenn man eine Anschaffung plant: Der grössere Motor und das Automatikgetriebe mögen nett sein; den Gewichtszuwachs sollte man aber zumindest vorher kennen. Wenn man andererseits ein altes Campingfahrzeug hat, wo man den kaputten Klimakompressor sowieso nicht mehr repariert, gibt es auch keinen Grund, Klimakühler und andere entbehrliche Komponenten noch weiter herumzufahren. Gleiches gilt für die Ausstattung des Aufbaus: bei festverbauten Komponenten wie Dachklimaanlage, Solar, Zusatzbatterie, Satellitenanlagen und Markisen sollte man wirklich nur das herumschleppen, was man auch nutzt. Die meisten dieser Dinge schlagen mit je 20-30 kg zu Buche.

Batterien wiegen gerne 20-25 kg pro Stück. Entsprechend kann man sparen, indem man nur eine statt zwei Aufbaubatterien einbaut, wenn die geringere Kapazität ausreicht. An der Starterbatterie kann man sparen, wenn man eine kleinere einbaut. Je höher die Energiedichte, desto geringer auch das Gewicht bei gleicher Kapazität - AGM spart so (wenig) Masse gegenüber Gel oder Flüssigbatterien, und Lithiumbatterien sehr viel gegenüber Bleibatterien: LiFePO4 sparen etwa 15 kg pro Batterie. Da die Ladungsaufnahme sehr gut ist und die Batterien weitgehend entladen werden können, ist auch weniger Kapazität nötig. Tauscht man zwei Aufbaubatterien sowie die Starterbatterie gegen je eine Lithiumbatterie, können rund 50 kg eingespart werden. Vorsicht: Eine Änderung der Batterietechnik, auch z.B. innerhalb der Bleibatterien von Gel nach AGM, erfordert eine entsprechende Anpassung der Ladegeräte. Das gilt für das Laden über die Lichtmaschine, das eingebaute Netzladegerät sowie auch für zusätzliche Lader wie z.B. Solar oder Ladebooster. Einheitliche Technik zwischen Aufbau und Fahrzeug ist hier hilfreich. Über meine Lithium-Aufbaubatterie gibt es einen eigenen Artikel, über die Starterbatterie ebenfalls.

Aus unerfindlichen Gründen gehen manche Mitmenschen auf das Besteck los. Klar, ist aus massivem Metall, aber ich hatte sogar auf Motorradtouren mit Zelt Metallbesteck dabei. Es mag den Familienzusammenhalt fördern, wenn man sich einen einzelnen Plastiklöffel teilt, aber zum Gewicht sparen ist das nichts. Mehr als ein Kilo ist da nicht drin.

Bücher sind als Datenträger für e-Books schon dermassen lange in Gebrauch, dass sich komplexe emotionale Beziehungen zum Kulturschatz der Menschheit entwickelt haben. Im Prinzip liesse sich hier Gewicht sparen, dies erfordert aber viel Fingerspitzengefühl gegenüber den lieben Mitreisenden, deren Gewicht man ja auf keinen Fall einsparen möchte. Da geht manch einer den leichteren Weg und dremelt die Kurbelwelle hohl.

Carbon ist eine sehr leichte und extrem reissfeste Faser, die zu Matten gewebt und mit Kunstharz zu hochfesten Komponenten verarbeitet werden kann. Beliebt für Fahrräder und Flugzeuge, allerdings noch nicht ernsthaft bei Wohnmobilen - Preis, Bruchverhalten und schlechte Wiederverwendbarkeit sprechen dagegen. Es gibt aber das Carbondesign auch als Klebefolie, mit dem man Teile oder auch das ganze Fahrzeug verschickern kann. Spart natürlich kein Gramm, ganz im Gegenteil - aber vielleicht sieht das Ergebnis so leicht aus, dass sich die Polizei nicht mehr traut, das Ding überhaupt auf die Waage zu bitten. 

Benzin oder Diesel wiegt natürlich auch einiges, bei gängigen Tankgrössen nimmt das Womo beim Volltanken gerne 70 kg zu. Natürlich kann es keine Lösung sein, alle 100 km zu tanken, aber beim Gewicht am Limit kann man ja vor Durchquerung kritischer Länder - bei denen es auch gerne hoch und runter geht - entsprechend planen. Reservekanister sollten in den wenigsten Fällen notwendig sein.

Bei den Gasflaschen kann man definitiv sparen: die meisten Wohnmobile bieten Platz für zwei 11 kg-Gasflaschen. Die Elf bezieht sich auf die Propan-Füllmenge, eine Stahlflasche wiegt ungefähr nochmal so viel. Um von den gesamt also rund 45 kg etwa 10-25 kg abzuknausern gibt es drei Tricks: erstens kann man sich Alugasflaschen kaufen. Diese wiegen etwa die Hälfte, was nicht nur bei der Gesamtmasse, sondern auch beim Schleppen zu Buche schlägt. Sie sind nicht ganz so verbreitet wie die Stahlflaschen; vor allem im Ausland kann der Tausch schwierig werden. Zweitens kann man eine Flasche zuhause lassen, wenn man mit dem Gas aus einer Flasche über den Urlaub kommt; im Sommer braucht man nicht viel. Und drittens kann man statt zweier Tauschflaschen auch eine Tankflasche installieren, die es auch in Alu-, Kunststoff- und Stahlversionen gibt. Kunststoff liegt vom Gewicht her in der Mitte und hat den Vorteil, dass man den Füllstand sieht. Die Flaschen füllt man mit Autogas (LPG), welches an vielen Tankstellen erhältlich ist. Eine Flasche reicht, weil man ja nichts verschenkt, wenn man eine halbvolle Flasche nachtankt. Man benötigt aber noch ein Adapterset, weil die LPG-Anschlüsse europaweit weit weniger genormt sind, als das Europa-Konzept vermuten lässt. Ausserdem kann der hohe Butan-Anteil von LPG im Winter problematisch sein, weil dessen Siedepunkt etwa bei 0 °C liegt und dann kein Gas mehr aus der Flasche kommt.

Das Kühlwasser im Ausgleichsbehälter kann problemlos von Maximum auf Minimum abgesenkt werden. Das spart etwa 500g und ist natürlich total lächerlich, aber dafür kann man das Besteck drinlassen. Und die Luft im Reserverad, die nur etwa ein Zehntel davon ausmacht.

Die Lattenroste lassen sich einsparen, wenn man einen glatten, tragfähigen Untergrund hat, die Lattenroste entnehmen oder ausbauen kann und flächige Abstandshalter (z.B. von Froli) verbaut. Der Liegekomfort soll zunehmen; etwas Gewicht sollte auch drin sein. Das ist aber Hörensagen, hab ich noch nicht ausprobiert.

Das Reserverad ist wohl das beliebteste Opfer bei Gewichtsreduktions-Raubzügen. Wenn man den Wagenheber und den Radschlüssel gleich mitspart, bringt es etwa 30 kg. Unter diesem Aspekt habe ich meinem Ersatzrad schon manch einen mürrischen Blick geschenkt. Aber als ich es dann im Sommer 2016 gebraucht habe - zweimal in einer Woche - war der Fall klar: es bleibt an Ort und Stelle.

Sauberkeit und Ordnung wird irgendwann zum Gewichtsproblem, weil sich der Kram im alternden Wohnmobil absetzt wie Weinstein in der Flasche. Da hilft nur, ab und an komplett auszuräumen; die Winterpause ist ein guter Zeitpunkt. Man kann dann auch schön in Urlaubserinnerungen schwelgen, wenn man darüber streitet, ob die aufgefundene Tüte Sand von der Nordsee stammt oder aus Spanien.

Wasser durch die Gegend zu fahren, ist natürlich auch nur sinnvoll, wenn man es braucht. Wenn also am Ende der Langstrecke ansprechende Versorgung wartet, sollte nur die nötige Menge im Tank sein. 

Werkzeug hat auch die Tendenz, sich anzusammeln. Vielleicht könnte man da auch ab und an durchgehen. Obwohl, vermutlich könnte alles einmal wichtig sein. Wenn die Argumente knapp werden, entweder eine von den nützlichen Drahtrollen opfern oder auf die Bücher verweisen.

Zubehör im Wohnmobil übersieht man gerne, wenn es schon immer da war. Da hilft es, mal mit offenem Blick durchzugehen: wurde die Tischverlängerung je ausgeklappt, ist der Fahrradträger schon mal benutzt worden? Wenn nicht: weg damit. Ist bei Bedarf schnell wieder montiert, und ist das Fehlen kein Verlust, ist's ein Gewinn. 

Noch ein Hinweis am Schluss: wenn man eine Anhängerkupplung hat, kann man natürlich Gewicht auf einen Anhänger auslagern. Dabei sollte man die Stützlast nicht vergessen; aber auch nicht die zGM des Anhängers sowie das zulässige Zuggesamtgewicht. Das ist im Ergebnis in vielen Fällen günstiger als eine Auflastung, vorausgesetzt, man hat genug Platz daheim. Der ungenutzte Anhänger steht ja auch irgendwo rum, was bei der Auflastung nicht der Fall ist. Ausserdem sollte man einen scharfen Blick auf die Fahrerlaubnis werfen; die Führerscheinklasse B ist auf Anhänger mit 750 kg zGM beschränkt (mit einer Ausnahme, über die man bei Womos nicht nachdenken muss).

Technisch sind häufig Reserven
vorhanden: dieser Anhänger soll gut
40 kg tragen können, lässt sich aber
problemlos mit einer Tonne beladen.

Titelbild: Livorno