Das liebe Gewicht: zGG, Achslasten
und andere Problemzonen
Wie jedes Fahrzeug hat auch ein Wohnmobil ein zulässiges
Gesamtgewicht (zGG), zulässige Achslasten und ein tatsächliches
Gewicht. Aufgrund der eher geringen Zuladungsreserven und weil ein Wohnmobil
der menschlichen Neigung, zuviel Kram dabeizuhaben, mit zahlreichen nützlichen
Krimskramsfächern sehr entgegen kommt, sind Wohnmobilfahrer bei dem
Thema besonders zimperlich bzw. bei nach Einkommen strebenden Polizeibehörden
besonders beliebt.
Das zGG ist eine rein zulassungstechnische Grösse.
Die wichtigste Grenze verläuft hier bei 3,5 Tonnen. Liegt das zGG
darüber, benötigt man (aktuell) einen anderen Führerschein,
muss in Deutschland nach 6 Jahren jährlich zum TÜV und fällt
in vielen Ländern in eine andere Mautkategorie. Das zGG lässt
sich ändern, was als "Auflasten" oder "Ablasten" bezeichnet wird.
Die Auflastung ist abhängig von technischen Parametern und erfordert
häufig Änderungen am Fahrwerk. Ablastung geht ohne technische
Änderung, geht dann aber direkt auf Kosten der Zuladung.
Ein Fahrzeug ist überladen, wenn das tatsächliche
Gewicht das zGG übersteigt, oder wenn eine Achslast überschritten
wird. Die Konsequenzen, wenn man erwischt wird, sind von der Rechtslage
im Land abhängig. Während man in Deutschland den Eindruck hat,
dass der Staat Verkehrsvergehen selber nicht besonders ernst nimmt und
fast noch Trinkgeld geben möchte, kann es in anderen Ländern
neben dem Bussgeld passieren, dass die Weiterfahrt untersagt wird, solange
das zGG überschritten ist. Unabhängig von der mentalen Entspannungshaltung
gegenüber der rechtlichen Situation verbraucht zusätzliches Gewicht
mehr Sprit, fördert den Verschleiss am Fahrzeug und verlängert
den Bremsweg. Gewicht einzusparen ist daher immer sinnvoll; diese Seite
soll eine Übersicht der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten
geben.
Alufelgen werden gerne gekauft, wohl hauptsächlich
aus optischen Gründen. Man sollte vorher einen Blick auf die Daten
werfen: wenige Felgen sind (kaum) leichter als Stahlfelgen, viele sind
sogar schwerer. Zum Gewicht sparen daher leider ungeeignet.
Die Auspuffanlage kann gegen eine Edelstahlanlage
getauscht werden, was dann eine Gewichtsersparnis bringt, wenn diese leichter
ist. Aufgrund dünneren Materials ist das wahrscheinlich, aber gewogen
hab ich das noch nicht. Lohnt wohl eher, wenn die alte sowieso hinüber
ist. Mehr als ein paar Kilo würde ich nicht erwarten.
Die Ausstattung des Basisfahrzeugs sollte
man auch unter dem Gewichtsaspekt betrachten, wenn man eine Anschaffung
plant: Der grössere Motor und das Automatikgetriebe mögen nett
sein; den Gewichtszuwachs sollte man aber zumindest kennen. Wenn man andererseits
ein altes Campingfahrzeug hat, wo man den kaputten Klimakompressor sowieso
nicht mehr repariert, gibt es auch keinen Grund, Klimakühler und andere
entbehrliche Komponenten noch weiter herumzufahren. Gleiches gilt für
die Ausstattung des Aufbaus: bei festverbauten Komponenten wie Dachklimaanlage,
Solar, Zusatzbatterie, Satellitenanlagen und Markisen sollte man wirklich
nur das auswählen, was man auch nutzt. Die meisten dieser Dinge schlagen
mit je 20-30 kg zu Buche.
Batterien wiegen gerne 20-25 kg pro Stück.
Entsprechend kann man sparen, wenn man nur eine statt zwei Aufbaubatterien
einbaut, wenn die geringere Kapazität ausreicht. An der Starterbatterie
kann man sparen, wenn man eine kleinere einbaut. Je höher die Energiedichte,
desto geringer auch das Gewicht bei gleicher Kapazität - AGM spart
so (wenig) Gewicht gegenüber Gel oder Flüssigbatterien, und Lithiumbatterien
sehr viel gegenüber Bleibatterien. Lithium (LiFePO4) sparen etwa 15
kg bei vergleichbarer Kapazität. Da die Ladungsaufnahme sehr gut ist
und die Kapazität voll genutzt werden kann, ist auch weniger Kapazität
nötig. Tauscht man zwei Aufbaubatterien sowie die Starterbatterie
gegen je eine Lithiumbatterie, können rund 50 kg eingespart werden.
Vorsicht: Eine Änderung der Batterietechnik, auch z.B. innerhalb der
Bleibatterien von Gel nach AGM, erfordert eine entsprechende Anpassung
der Ladetechnik - das gilt für das Laden über die Lichtmaschine,
das eingebaute Netzladegerät sowie auch für zusätzliche
Lader wie z.B. Solar. Einheitliche Technik zwischen Aufbau und Fahrzeug
ist hier hilfreich.
Aus unerfindlichen Gründen gehen manche Mitmenschen
auf das Besteck los. Klar, ist aus massivem Metall, aber ich hatte
sogar auf Motorradtouren mit Zelt Metallbesteck dabei. Es mag den Familienzusammenhalt
fördern, wenn man sich einen einzelnen Plastiklöffel teilt, aber
zum Gewicht sparen ist das nichts. Mehr als ein Kilo ist da nicht drin.
Bücher sind als Datenträger für
e-Books schon dermassen lange in Gebrauch, dass sich komplexe emotionale
Beziehungen zum Kulturschatz der Menschheit entwickelt haben. Im Prinzip
liesse sich hier Gewicht sparen, dies erfordert aber viel Fingerspitzengefühl
gegenüber den lieben Mitreisenden, deren Gewicht man ja auf keinen
Fall einsparen möchte. Da geht manch einer den leichteren Weg und
dremelt die Kurbelwelle hohl.
Carbon ist eine sehr leichte und extrem reissfeste
Faser, die zu Matten gewebt und mit Kunstharz zu hochfesten Komponenten
verarbeitet werden kann. Beliebt für Fahrräder und Flugzeuge,
allerdings noch nicht ernsthaft bei Wohnmobilen - Preis, Bruchverhalten
und schlechte Wiederverwendbarkeit sprechen dagegen. Es gibt aber das Carbondesign
auch als Klebefolie, mit dem man Teile oder auch das ganze Fahrzeug verschickern
kann. Spart natürlich kein Gramm, ganz im Gegenteil - aber vielleicht
sieht das Ergebnis so leicht aus, dass sich die Polizei nicht mehr traut,
das Ding überhaupt auf die Waage zu bitten.
Benzin oder Diesel wiegt natürlich auch
einiges, bei gängigen Tankgrössen nimmt das Womo beim Volltanken
gerne 70 kg zu. Natürlich kann es keine Lösung sein, alle 100
km zu tanken, aber beim Gewicht am Limit kann man ja vor Durchquerung kritischer
Länder - bei denen es auch gerne hoch und runter geht - entsprechend
planen. Reservekanister sollten in den wenigsten Fällen notwendig
sein.
Bei den Gasflaschen kann man definitiv sparen:
die meisten Wohnmobile bieten Platz für zwei 11 kg-Gasflaschen. Die
Elf bezieht sich auf die Propan-Füllmenge, eine Stahlflasche wiegt
ungefähr nochmal so viel. Um von den gesamt rund 45 kg was abzuknausern,
gibt es drei Tricks: erstens kann man sich Alugasflaschen kaufen. Diese
wiegen etwa die Hälfte, was nicht nur beim Gesamtgewicht, sondern
auch beim Schleppen zu Buche schlägt. Sie sind nicht ganz so verbreitet
wie die Stahlflaschen; vor allem im Ausland kann der Tausch schwierig werden.
Zweitens kann man eine Flasche zuhause lassen, wenn man mit dem Gas aus
einer Flasche über den Urlaub kommt; im Sommer braucht man nicht viel.
Und drittens kann man statt zweier Tauschflaschen auch eine Tankflasche
installieren, die es auch in Alu-, Kunststoff- und Stahlversionen gibt.
Kunststoff liegt vom Gewicht her in der Mitte und hat den Vorteil, dass
man den Füllstand sieht. Die Flaschen füllt man mit Autogas (LPG),
welches an vielen Tankstellen erhältlich ist. Eine Flasche reicht,
weil man ja nichts verschenkt, wenn man eine halbvolle Flasche nachtankt.
Man benötigt aber noch ein Adapterset, weil die LPG-Anschlüsse
europaweit weit weniger genormt sind, als das Europa-Konzept vermuten lässt.
Das Kühlwasser im Ausgleichsbehälter
kann problemlos von Maximum auf Minimum abgesenkt werden. Das spart etwa
500g und ist natürlich total lächerlich, aber dafür kann
man das Besteck drinlassen. Und die Luft im Reserverad, die etwa ein Zehntel
davon ausmacht.
Die Lattenroste lassen sich einsparen, wenn
man einen glatten, tragfähigen Untergrund hat, die Lattenroste entnehmen
oder ausbauen kann und flächige Abstandshalter (z.B. von Froli) verbaut.
Der Liegekomfort soll zunehmen; etwas Gewicht sollte auch drin sein. Das
ist aber Hörensagen, hab ich noch nicht ausprobiert.
Das Reserverad ist das beliebteste Opfer bei
Gewichtsreduktionsraubzügen. Wenn man den Wagenheber und den Radschlüssel
gleich mitspart, bringt es etwa 30 kg. Unter diesem Aspekt habe ich meinem
Ersatzrad schon manch einen mürrischen Blick geschenkt. Aber als ich
es dann im Sommer 2016 gebraucht habe - zweimal in einer Woche - war der
Fall klar: es bleibt an Ort und Stelle.
Sauberkeit und Ordnung wird irgendwann zum
Gewichtsproblem, weil sich der Kram im alternden Wohnmobil absetzt wie
Weinstein in der Flasche. Da hilft nur, ab und an komplett auszuräumen;
die Winterpause ist ein guter Zeitpunkt. Man kann dann auch schön
in Urlaubserinnerungen schwelgen, wenn man darüber streitet, ob die
aufgefundene Tüte Sand von der Nordsee stammt oder aus Spanien.
Wasser durch die Gegend zu fahren ist natürlich
auch nur sinnvoll, wenn man es braucht. Wenn also am Ende der Langstrecke
ansprechende Versorgung wartet, sollte nur die nötige Menge im Tank
sein.
Werkzeug hat auch die Tendenz, sich anzusammeln.
Vielleicht könnte man da auch ab und an durchgehen. Obwohl, vermutlich
könnte alles einmal wichtig sein. Wenn die Argumente knapp werden,
entweder eine von den nützlichen Drahtrollen opfern oder auf die Bücher
verweisen.
Zubehör im Wohnmobil übersieht man
gerne, wenn es schon immer da war. Da hilft es, mal mit offenem Blick durchzugehen:
wurde die Tischverlängerung je ausgeklappt, ist der Fahrradträger
schon mal benutzt worden? Wenn nicht: weg damit. Ist bei Bedarf schnell
wieder montiert, und ist das Fehlen kein Verlust, ist's ein Gewinn.
Noch ein Hinweis am Schluss: wenn man eine Anhängerkupplung
hat, kann man natürlich Gewicht auf einen Anhänger auslagern.
Dabei sollte man die Stützlast nicht vergessen. Das ist im Ergebnis
in vielen Fällen günstiger als eine Auflastung, vorausgesetzt,
man hat genug Platz. Der ungenutzte Anhänger steht ja auch irgendwo
rum, was bei der Auflastung nicht der Fall ist.
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