Elektrik

Wer anfängt, an seinem Womo zu basteln, macht gern mal was Elektrisches mit dem 12V-Bordnetz. Erstens gehen die Sachen schon mal kaputt, und zweitens gibt es viel nützliches Zubehör. Dem Nutzen steht auch ein begrenztes Risiko entgegen, denn wenn man ein bisschen schlampt, tritt weder Gas noch Wasser aus und es riecht auch nicht schlecht. Dennoch sollte man sich mit der Materie beschäftigen, da eine dauernd ausfallende Leselampe nur eingeschränkt Freude bereitet, und ein abgebranntes Womo taugt weder zum Wohnen noch zum Wegfahren. Daher gibt es hier ein paar Hinweise, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sind gegliedert in einen allgemeinen Teil, den jeder Womo-Besitzer beherzigen sollten, und einen bastlerfreundlichen.

Elektrik im Wohnmobil

Es gibt zwei wesentliche Stromkreise im Womo: einen mit Netzspannung (230 V) und einen mit Bordspannung (12V). Die Netzspannung kommt von einem Einspeisepunkt und verteilt sich über Sicherungen an diverse Steckdosen und das Ladegerät, welches die Netze verbindet. Das Ladegerät lädt ein oder mehrere Aufbaubatterien, die wiederum über einen Elektroblock verschiedene Verbraucher versorgen. Die Batterie wird auch bei der Fahrt aufgeladen, über ein sogenanntes Trennrelais, welches bei Motorlauf die Batterien zusammenschliesst und manchmal in das Ladegerät integriert ist.

Wenn man sich für die Materie nicht interessiert, erlischt das Interesse an der Technik häufig an dem Punkt, wo man weiss, wo sich die essentiellen Dinge (Lichtschalter, Einspeisepunkt) befinden. Das ist menschlich, kann aber die Urlaubsstimmung arg trüben, wenn man irgendwann im Dunkeln sitzt und so gar keine Idee hat, wo die Sicherungen überhaupt sein können. Folglich sollte man bei gutem Licht die folgenden Dinge lokalisieren:

Der Einspeisepunkt ist üblicherweise bekannt und sitzt meist aussen am Womo. Manchmal aber auch in der Garage oder einem Staufach mit Klappe im Boden - gar nicht so dumm. Dort hängt man das Womo an Landstrom. Auf Campingplätzen sind wie am Womo selbst europäische CEE-Stecker üblich, man braucht also entweder entsprechende Kabel oder zwei Adapter.

Die Sicherungen für Netzspannung sind klassische Sicherungsautomaten mit Hutschienenmontage. Aufgrund des wenig wohnlichen Designs werden sie gern hinten im Schrank oder hinter Schubladen versteckt - wenn man aber weiss, wo sie sind, sind sie bei Bedarf schnell wieder reingedrückt.

Die Batterien - hier die Fahrzeugbatterie - sind auch an Orten untergebracht, die man kennen sollte. Direkt am Batterie-Plus und bei parallel geschalteten Batterien auch zwischen den Pluspolen befinden sich grosse Hauptsicherungen. Wenn nicht, hat man ein Problem (oder, wie man heute sagt: Projekt). Die Sicherungen auf der 12V-Seite sind fast immer Schmelzsicherungen, d.h. sie müssen im Fehlerfall ausgetauscht werden. Die Hauptsicherungen vom ANL- oder Mini-ANL-Typ gehen fast nie kaputt, aber man bekommt sie auch nicht an jeder Tankstelle. Die wichtigsten Sicherungen sollte man daher in der passenden Bauform und Amperezahl als Ersatz mitführen. Wenn man nicht weiss, wohin damit, kann man sie auch mit Tape auf die Batterie kleben.

 

Die Elektrobox, auch Verteilerbox oder ähnlich genannt, ist das Herz der 12V-Elektrik. Hier werden die Stränge für Licht, Wasserpumpe und andere Verbraucher geschaltet, abgesichert und verteilt. Geht ein Teil nicht, kommt die zugehörige Sicherung gleich in den Kreis der Verdächtigen. Gut, wenn man Ersatz dabei hat, allerdings bekommt man die Standard-Kfz-Sicherungen wirklich an jeder Tanke. Immer die passende Amperezahl verwenden; sollte die Sicherung wiederholt durchbrennen, muss man den Grund finden. Die Relais in der Box lassen sich zum Teil von Hand schalten, was man auch im Hinterkopf haben sollte. So lässt sich ein Urlaub auch bei defektem Bedienpanel mit Licht und fliessend Wasser fortsetzen. 

Selbst reparieren oder ergänzen

Ein Stromkreis sieht in etwa wie folgt aus:

  +)----(Sicherung)----(Verbraucher)----(-

Die rechte Seite ist einfach. Minus ist alles, wo minus ist, unter anderem die Fahrzeugmasse. Minuskabel sind meistens schwarz. Und der Verbraucher ist auch häufig bekannt, weil man selbst weiss, ob man einen Ventilator, eine Lampe oder ein Ladedings für die Gedächtniserweiterung anschliessen oder reparieren will. Aber Plus ist schon ein wenig schwierig, die Sicherung wird meistens vergessen, und was so schnöde als gestrichelte Linie daherkommt, sind Kabel, Schalter und diverse Verbindungen. Aber der Reihe nach:

Plus gibt es ziemlich viele im Womo. Bereits im normalen Auto gibt es Dauerplus, Zündplus und D+. Dauerplus kommt von der Starterbatterie des Fahrzeugs und wird selten genutzt, etwa für den Speicher des Autoradios oder für einen Marderschreck. Zündplus führt nur dann Spannung gegen Masse, wenn die Zündung an ist; Klassiker zum Abgreifen sind Sicherungskasten oder Zigarettenanzünder. D+ kommt vom Generator und führt nur Spannung, wenn der Motor läuft. Beim Womo sollte man die "Fahrzeug-Plusse" nur nutzen, wenn man an der Basis rumbastelt, also etwa für Tagfahrlicht, da sie die Starterbatterie belasten. Für den Aufbau gibt es ein eigenes Dauerplus, welches von der Aufbaubatterie kommt. Hier sollte man nichts anschliessen, ausser, man möchte unbedingt; in diesem Fall gehört es auf die Checkliste zum Einlagern. Das wichtigste Plus im Aufbau ist geschaltetes Plus, welches über einen zentralen Schalter am Bedienpanel eingeschaltet wird. Hier kann man nach Herzenslust Krimskrams anschliessen, ohne dass man befürchten muss, dass die Aufbaubatterie in der Winterpause leergelutscht wird, wenn man den Hauptschalter ausgeschaltet hat. Geschaltet wird übrigens ein Relais in der Elektrobox, die sich meistens unter einem Sitz findet. Dort wird das Dauerplus von der Aufbaubatterie aufgeteilt in mehrere Stränge, wo sich auch weitere Plusse finden wie etwa ein extra geschaltetes für die Wasserpumpe, und ein D+ (richtig: Motorlauf) für den Kühlschrank. Das kommt hier nicht vom Generator, sondern wird von einer Elektronik erfunden, die die Oberwellen in der Bordspannung erkennt. Macht aber vom Ergebnis keinen Unterschied. 
Zwei Dinge sind also zu beachten: erst mal überlegen, welches Plus man braucht. Meistens ist das Zündplus für Autogebastel oder geschaltetes Aufbauplus für den Luxus. Und dann einen Ort finden, wo man die Spannung schön abgreifen kann. Hat man den, gilt der nächste Gedanke den

Sicherungen: Kabel können sich lösen und Isolierungen durchscheuern, und da im Fahrzeug minus quasi überall ist, gibt das dann häufig einen Kurzschluss. Ein Kurzschluss äussert sich in einem kleinen Funken, wenn eine Sicherung vorhanden ist (bzw. dann war), oder aber in einem orange glühenden Kabel mit gasförmiger Isolierung, wenn man da gespart hat. Man tut sich aber auch keinen Gefallen, wenn man an jeden Abzweig sicherheitshalber noch eine fliegende Sicherung in den Kabelkanälen versteckt, da man diese im Fehlerfall nie findet. Am sinnvollsten ist es, den neuen Verbraucher an einen bestehenden, passend abgesicherten Schaltkreis anzuschliessen, und den Kabelquerschnitt dieser Sicherung (nicht dem tatsächlichen Verbrauch!) anzupassen. Dafür bieten sich freie Steckplätze in der Elektrobox an, oder entsprechende Unterverteilungen etwa in den Oberschränken.

Wenn eine neue Sicherung sofort wieder durchbrennt, hat man den Fehler noch nicht gefunden. Falls dieselbe Sicherung öfter durchbrennt, kann die Fehlersuche sehr nervig sein - manchmal ist es einfacher, ein neues Kabel zu ziehen, oder die Schmelzsicherung durch einen passenden Sicherungsautomaten zum Reindrücken zu ersetzen. Wenn man eine durchgebrannte Sicherung zu schade findet zum Wegwerfen, kann man zwei 2 mm-Löcher in die Stirnseite bohren, und fortan mit einem Multimeter bequem den Strom messen, der über den Steckplatz fliesst.

Kabel sollten aus Kupferlitze sein und eine sinnvolle Farbe haben. Üblich ist rot für Plus und schwarz für Minus. Der Querschnitt muss dem Strom angepasst werden, der dauerhaft hindurchfliessen soll, sowie der Sicherung des Strangs. Für kurze Kabel ist als Faustregel ein Quadratmillimeter pro 10 Ampere die Untergrenze, für längere Kabel sollte es mehr sein. Den Strom erhält man, wenn man die Leistung durch die Spannung teilt - also z.B. 50 Watt durch 12 Volt ergeben gut 4 Ampere. Mit üblichem Kabel (etwa 0,75) kommt man also ziemlich weit; bei Verbrauchern mit sehr hohem Strombedarf wie etwa Wechselrichtern benötigt man neben angepassten Stromquellen und Sicherungen auch kurze, dicke Kabel. Wichtig ist ordentliche Verlegung, nie straff gespannt, und am besten mit anderen Kabeln zusammen in Kanälen oder Rohren. Kabelbinder und Klebeband sind nützlich, damit während der Fahrt nichts klappert oder losvibriert.

Verbindungen sollen gut leiten und mechanisch stabil sein, egal, ob man Kabel direkt oder mit Steckern verbindet. Schlechte Verbindungen können korrodieren oder herausrutschen, beides führt zum Ausfall. Zum Abgriff an Kabeln gibt es sogenannte Stromdiebe, die recht zuverlässig sind, aber die Isolierung des Originalkabels beschädigen. Günstiger ist es häufig, an eine vorhandene Abzweigung heranzukommen, etwa an Schaltern, in Oberschränken oder direkt an der Elektrobox. Wenn man freie Steckplätze für die üblichen Kfz-Flachstecker hat, ist das die erste Wahl. Der Stecker wird im Idealfall gelötet und gecrimpt. Häufig findet man auch geschraubte Verbindungen. Hier ist wichtig, dass die Litze mit einer Aderendhülse versehen ist. 

Zum Isolieren gibt es zwei essentielle Hilfsmittel: einerseits Schrumpfschlauch, der beim Erhitzen mit Heissluftpistole oder Feuerzeug einschrumpft. Er sorgt für optimale Isolierung, kann auch wasserdicht sein und schützt sogar vor Knicken. Weiterhin gibt es selbstverschweissendes Gummiband, welches gestreckt und mehrfach herumgewickelt mit sich selbst verschweisst und ebenfalls gut isoliert. 

Titelbild: Arizona, Nähe Grand Canyon (North Rim)